GESUALDO – EINE AUTOPSIE
In der blutigen Oktobernacht 1590, in welcher Carlo Gesualdo seine Frau und ihren Liebhaber ermordete, ahnte der Fürst von Venosa wohl kaum, zu welchen Mythen und Schauergeschichten diese Tat seine Zeitzeugen inspirieren würde. Auch wenn er für diesen „Ehrenmord“ nie gerichtlich
verurteilt wurde, zahlte er den Preis lebenslanger Schuldgefühle. Er zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und stürzte sich fieberhaft in das Komponieren unzähliger Madrigale, in denen er seine Besessenheit und seine Todessehnsucht in virtuose Dissonanzen und eine expressive Chromatik einfließen ließ. Seine visionäre Musik schockiert und fasziniert seine Hörerinnen und Hörer genauso wie sein Lebenslauf, der auch lange nach Gesualdos Tod noch immer der Ausgangspunkt wilder Spekulationen blieb, seinen Platz in zahlreichen Opern und Romanen fand und auch heute noch, über vier Jahrhunderte später, wissenschaftlich intensiv erforscht wird. Mit dem Versuch, Gesualdo in all seinen verblüffenden Aspekten zu fassen, stellen wir uns der Frage, ob die Gewalt der Kunst und die Gewalt des Mannes nicht vielleicht denselben Ursprung haben.
Komposition: Greg Beller
Musikalische Leitung: Annedore Hacker-Jakobi
Regie: Lea Theus
Bühne: Christopher Dippert
Kostüme: Johanna Winkler
Dramaturgie: Friederike Lange
Regieassistenz: Viola Bierich