Internationalen Bauforum 2019: Raum und Klang
Wie klingen die Schlagadern der Metropole und wie der Puls des Verkehrs? Welche Bilder kreiert der Raum der Bewegung und was sehen wir dort, wo wir doch eigentlich nur rastlos hasten?
Wenn die Stadt eine Bühne ist, dann wird die Wellenfeldsyntheseanlage in dieser 360°-Installation zum audiovisuellen Amphitheater. Im Rahmen des Projekts „Innovative Hochschule“ experimentiert die Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) mit neuen Formen der künstlerischen Forschung und der Vermittlung. In Kooperation mit der Wilhelmsburger Filmkunstcrew von Hirn und Wanst wurden für das Internationale Bauforum 2019 | Magistralen die 288 Audiokanäle der Wellenfeldsyntheseanlage der HfMT mit 236 LED-Panels verbunden und eröffnen so fast unbegrenzte Möglichkeiten, um Klangsphären und Bilderwelten der Magistralenräume erlebbar zu machen.
Die einzelnen Werke
Hidden Tracks Ⅰ
Urheber: Stefan Troschka, KLARA
Jahr: 2019
Dauer: 4:23 min.
Webseite: www.stefantroschka.de / Website: KLARA
Der größte Teil der elektromagnetischen Strahlung liegt außerhalb unserer Wahrnehmung, sie umgibt uns ständig und bleibt doch verborgen. In ‘Hidden Tracks Ⅰ’ wird diese Strahlung wahrnehmbar. Ein elektromagnetischer Sensor wurde an verschiedenen Orten wie Bahnlinien, Fahrkartenautomaten, Geldautomaten und Werbeanzeigen als Field Recorder benutzt.
Anders als unsere übliche akustische Umgebung enthüllt der Sensor eine verborgene Klangwelt, in der jeder Ort seinen eigenen spezifischen Klang hat, der sich durchzieht von Impulsen, Klicks und Geräuschen bis hin zu zusammengesetzten modulierten Frequenzen. Die Aufnahmen wurden zu einer komplexen Klangstruktur arrangiert, die einer grundlegenden räumlichen Form gegenübergestellt ist: eine einzige Bewegung zwischen zwei gegenüberliegenden Punkten im Raum, die dem Prinzip der elektromagnetischen Strahlung folgt, welche ständig durch unseren Körper geht.
Die visuelle Ebene für ‘Hidden Tracks Ⅰ’ nimmt die Idee auf, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Sie fügt eine weitere Vorstellung über die Gesamtheit der elektromagnetischen Umgebung hinzu, die zu einer abstrakten audiovisuellen Erfahrung führt. Die Bewegung und die Intensität der sichtbaren Objekte reagieren auf unterschiedliche Klangschichten der Komposition.
Als Performance entwickelt Janina Luckow, Künstlerin für Cross-Media-Installationen und Videos bei Konzerten, Konzepte und Strategien für die Kommunikation von Musik und Inhalt in Zusammenarbeit mit Musikern und Komponisten, um die Zuhörer für Klangwelten zu begeistern und sie für differenziertes Zuhören zu sensibilisieren.
‘Hidden Tracks Ⅰ’ ist der erste Teil einer Serie räumlicher elektroakustischer Kompositionen innerhalb des Graduiertenprogramms “Kinetik in Klang und Raum “, die in Higher Order Ambisonics im Klanglabor der Fachhochschule Hamburg produziert wird. Diese Version ist eine 16-Kanal-Version, die durch die Wellenfeldsynthese reproduziert wird.
Unser besonderer Dank gilt Tobias Falke für die Entwicklung des Sensors für elektromagnetische Strahlung.
TasaTasa
Urheber: Kristin Kuldkepp
Jahr: 2019
Dauer: 5:30 min.
Webseite: https://www.kristinkuldkepp.net
Man will ja immer das was man gerade nicht
Urheber: Johann Niegl
Jahr: 2019
Dauer: 6:66 min.
Webseite: www.johann-niegl.de
Worüber würde eine tote Seele nachdenken, wenn sie die Möglichkeit hätte, die Form ihrer Reinkarnation zu wählen? Wenn man auf das Leben auf der Erde herabblickt, welche Optionen scheinen erwägenswert? Vielleicht ist es eine schlechte Wahl, wenn man gezwungen wird, ein Leben zu wählen, und nicht in der Lage ist, nicht zu wählen und im Schwebezustand zu bleiben.
Ich wäre gern ein Hund. So einer mit einem Herrchen, das sich um mich kümmert. Mich füttert, mit mir raus geht, mit mir spielt. Um nichts kümmern. Ich wüsste gar nichts mit mir anzufangen, wenn ich alleine bin. Ein echtes Hundeleben. Ich wäre gern ein Vogel. So einer, der 95% seines Lebens in der Luft verbringt. Ficken, Fressen, Kacken. Alles im Flug. Niemand, der mir sagt, wohin ich fliegen soll. In alle Himmelsrichtungen, nach oben und unten. Ich wäre gern ein Mensch. So einer, der immer genau weiß, was er will. Ja, nein, vielleicht. Hundertprozentig vielleicht. Jemand, der sich nicht zufrieden gibt, solange nicht alles genau seiner Vorstellung entspricht. Luft und Liebe, darüber bin ich längst hinaus. Ich lebe von der Vorstellung, alles unter Kontrolle zu haben.
As Above So Below
Urheber: Fredrik Mathias Josefson
Jahr: 2019
Dauer: 6:10 min.
Als Teil des audiovisuellen Werks As Above So Below hat Fredrik Mathias Josefson eine melodische Klanglandschaft komponiert, die durch die Umgebung der Grindelallee in Hamburg inspiriert wurde. Unterschiedliche Perspektiven werden verwendet – sowohl von oben als auch von unten, aber auch der Schwebezustand dazwischen. Abstrakte Klänge werden mit Außenaufnahmen (field recordings) kombiniert.